Mio Cyclo Discover Connect – Fahrrad-Navi im Test

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Mio Cyclo Discover Connect – das neue 2021er Fahrrad-Navi von Mio im ausführlichen Test!

Das Mio Cyclo Discover Connect soll insbesondere Freizeit- und Hobbysportler*innen ansprechen – dazu kommt es mit einem großen 3,5-Zoll Display, Smartphone-Konnektivität und einer Verbindung zu beliebten Services wie Komoot, Strava, TrainingPeaks, Endomondo, Today’s Plan und RouteYou.

Mio Cyclo Discover Connect beim Mountainbiken
Mio Cyclo Discover Connect beim Mountainbiken

Test – Mio Cyclo Discover Connect – Einrichten, Zubehör

Zur Kommunikation mit einem Smartphone, Einspielen von Updates sowie Planen und Übertragen von Touren werden

  • die MioShare App (Android, iOS)
  • der Mio CycloAgent (macOS, Windows)
  • und ein MioShare Account

benötigt.

Der komplette Einrichtungsprozess gestaltet sich in der Summe schnell und einfach. Im Zuge des initialen Setups sollten Sie am besten gleich eine Verbindung zu einem Drittanbieter-Service wie Komoot einrichten – dann lassen sich von Anfang an neu in Komoot geplante Touren in das Mio-Ökosystem übertragen und auf dem Discover Connect zum Navigieren einsetzen.

Der Lieferumfang fällt spärlich aus. Neben dem obligatorischen USB-Kabel ist lediglich eine Halterung für den Lenker dabei. Die über Kabelbinder befestigte Halterung hat Optimierungsbedarf. Das per Drehbewegung eingesetzte Discover Connect sitzt alles andere als stabil und sicher in der Halterung. Das Gerät ist schnell verdreht, ein Herausfallen droht – die Halterung ist nicht nur zum Mountainbiken ungeeignet. Zumal es am Gehäuse keine Öse zum Befestigen einer Sicherungsschlaufe gibt.

Als Alternative bietet sich das Mio Front Bike Mount Plus an, ein praktisches Front-Halterungssystem, das online für rund 30.- Euro zu haben ist (aber im Online-Store von Mio nicht aufgeführt wird). Eine günstigere Alternative gibt’s bei Amazon* .

Das Cyclo sitzt im Bike Mount Plus deutlich stabiler – aber: Die Fronthalterung passt nur an Lenker mit einem Durchmesser von 25,4 mm bzw. 31,8 mm. Moderne 35 mm MTB-Lenker bleiben außen vor. Da Mio auf ein proprietäres Verschlusssystem setzt lassen sich auch keine anderen 35 mm Halterungen nutzen, beispielsweise von Drittherstellern im weit verbreiteten Gamin-Universum. Ein schönes Beispiel wie so eine Lösung aussehen könnte zeigt Sigma mit dem "Overclamp Butler" beim ROX 4.0.

Das nach IPX7 wasserdichte Gehäuse des Mio Cyclo Discover Connect ist formschön und gut verarbeitet. Lediglich die Schutzkappe für den USB-Anschluss und den Kartenslot neigt dazu nicht richtig fest zu sitzen.

Test – Mio Cyclo Discover Connect – Technik

Das Discover Connect macht in dieser Disziplin einen angestaubten Eindruck – Mitbewerber sind da mittlerweile Jahre voraus!

Um es kurz zu machen:

  • Nur GPS und kein weiteres GNSS (laut Satellitenübersicht in der "Wo bin ich?" Funktion).
  • Das System reagiert in der Summe zäh (da kommt schnell ein "Komm, hopp, mach endlich" auf).
  • Der Aufbau eine Wi-Fi Verbindung zum Synchronisieren dauert unverhältnismäßig lange.
  • Es lassen sich keine Sensoren verbinden (ANT+ gibt es nicht, Bluetooth ist nur zur Smartphone-Verbindung da); zumindest ein paar grundlegende Sensoren sollten möglich sein (Herz-, Trittfrequenz-, Geschwindigkeitssensor, Varia Radar).
  • Keine E-Bike Konnektivität (Anzeigen z.B. der Akkukapazität und der Unterstützungsstufe).
  • Micro-USB (kein modernes USB-C)
  • Kein barometrischer Höhenmesser (bei meinen Touren weichen die An-/Abstiegshöhenmeter bis zu 10% von Geräten mit Barometer ab; dies ist auch gut anhand von Höhenprofilen zu sehen, Beispiele siehe unten "Link zur GPS-Genauigkeit").
  • Das Display ist unter "dunklen" Bedingungen gut ablesbar, bei Sonne bzw. anspruchsvollen Lichtbedingungen wird’s aber selbst bei 100% Hintergrundbeleuchtung schnell schwierig.

Punkte die bei einem Fahrrad-Navi Jahrgang 2021, insbesondere aber zu einem Preis von €299.- (UVP) nicht sein sollten.

Zu Akkulaufzeit: Mio gibt bis zu 10 Stunden an. In meiner bevorzugten Einstellung "dauerhaft 100% Beleuchtung" zeichnen sich bescheidene 5 bis 6 Stunden ab (Beispiele: nach 3,5 Std. noch 40%, nach 4 Std. noch 36% Kapazität; beim Biken ist primär die Karte im Vordergrund).

Mit einer Beschränkung der Beleuchtungsdauer auf eine Minute ist etwas mehr möglich (z.B. sind nach 3 Std. noch 60% Kapazität zu verzeichnen). Dann wird die Beleuchtung automatisch ausgeschaltet, geht bei Abbiegungen aber wieder an.

Die GPS-Genauigkeit reicht nach meinen Erfahrungen zum Tourenradfahren in der Regel aus (zahlreiche Beispiele zum Vergleichen: GPS-Genauigkeit von Fahrrad-Navis), ein weiteres GNSS wäre aber z.B. für eine schnellere Positionsbestimmung wünschenswert – insbesondere unter schwierigen Empfangsbedingungen (z.B. in Schluchten oder bei ungünstigen Satelliten-Konstellationen).

(Funktionsübersicht und alle wichtigen Spezifikation: Mio)

Test – Mio Cyclo Discover Connect – Bedienung, Benutzeroberfläche

Eine Stärke des Discover Connect ist die schnell verinnerlichte Bedienung bzw. Benutzeroberfläche. Ein wichtiges Element ist dabei die zentrale Taste, zudem ermöglichen große & übersichtliche Kacheln den Zugriff auf alle Funktionen. Gleiches gilt für das Setup, da gibt es schon alleine aufgrund der relativ wenigen Einstellungen nicht viel zu tun.

In der Praxis zeigen sich aber ein paar Schwächen. Die Beleuchtung lässt sich nur aufwendig über das Menü justieren (da wäre ein Schnellzugriffmenü a la Garmin und Hammerhead hilfreich).

Richtig nervig ist die Auto-Pause. Bei einer längeren Pause taucht nach ein einigen Minuten der Hinweis "Pause, Stopp, Abbrechen" am Bildschirm auf. Nur leider verschwindet dieser Hinweis von selber. Wird dies übersehen stoppt die Aufzeichnung der Tour, ein manuelles Aktivieren ist nötig. Sinnvoller wäre: ein Pausieren und automatisches Starten beim Weiterfahren.

Mit langen Bikehandschuhen ist teils ein energisches und zielgenaues Tippen nötig – in der Summe funktioniert die Bedienung mit Handschuhen aber ganz gut!

Mio Cyclo Discover Connect: Folgen einer Tour (grün eingezeichnet)
Mio Cyclo Discover Connect: Folgen einer Tour (grün eingezeichnet)

Test – Mio Cyclo Discover Connect – Karten, Navigation

Zunächst zu den Karten von Europa: Mio setzt auf eine Kombination von OSM und Tele Atlas. In den Hinweisen zu den Versionen steht:

  • Tele Atlas 2021-06-17 Q3-2020
  • OSM 2021-06-17 10-2020.

Dies weist in meinen Augen auf einen Datenstand von 2020 hin.

Wie ist die Kartendarstellung auf dem Mio Discover Connect?

Die Kartendarstellung gefällt mir überhaupt nicht: Grob, einfach, detailarm und keinerlei POIs (zumindest werden Straßennamen angezeigt). Was besonders stören kann sind die violett eingezeichneten OSM Fahrradrouten. Diese sind einerseits zwar sehr hilfreich, andererseits beim Folgen einer Tour teils hinderlich. Schade, ein Deaktivieren ist nicht vorgesehen (Garmin macht’s mit seiner zuschaltbaren Beliebtheits-Kartenlayer vor).

Wie wird mit dem Discover Connect navigiert?

Bei der Navigationssoftware setzt Mio auf einen "alten Bekannten": GPS Tuner aus Ungarn.

Die Navigation entlang einer Tour funktioniert prinzipiell gut. Die zu folgende Strecke ist grün eingezeichnet. Richtungspfeile, Abbiehgehinweise und Piepstöne unterstützen beim Navigieren. Die grüne Strecke ist allerdings manchmal nur schwer zu erkennen, Gründe sind die Ablesbarkeit des Displays und die generelle Kartendarstellung.

Mangelhaft ist die Anordnung des Positionssymbols. Lässt man auf der Kartenseite die beiden überlagernden Datenfelder – z.B. mit der Geschwindigkeit und der Entfernung zum Ziel – weg um besonders viel von der Karte zu sehen bleibt das Positionssymbol in der Mitte zentriert. Von der vorausliegenden Strecke ist dann nicht mehr so viel zu sehen … eine automatische Anordnung des Symbols im unteren Drittel wäre sinnvoll!

Als Ziele lassen sich neben Touren auch noch Adressen, Heimatort, POIs, Koordinaten, Kartenpunkte & Favoriten wählen. Wird einer Tour gefolgt und soll zwischendrin ein POI – z.B. ein Biergarten – angesteuert werden gilt es die laufende Navigation zu unterbrochen. Das geht besser, insbesondere unter dem Aspekt dass die Karte keinerlei POIs anzeigt.

Beim Verlassen der Strecke nervt ein wiederholtes Zurückführen inklusive Wendemanöver. Bis eine sinnvolle Alternative berechnet ist kann es bisweilen lange dauern. Zeitgemäß wäre eine unmittelbare vorwärtsgerichtete Neuberechnung.

Für ein optimales Routing zu einem Ziel verfügt das getestete Discover Connect über zwei interessante Optionen: Fahrradrouten und Knotennetzwerk. Dahinter stecken die violett eingezeichneten OSM Fahrradwege. Wenn in den Routingoptionen "Bevorzugen" gesetzt ist sollte dies für eine sinnvolle Routenführung sorgen. Dies ist bei meinen Testszenarien aber nicht immer der Fall. Grund könnte ein Softwarefehler sein. In den Optionen lässt sich als Vorgabe nur "Stadtrad" wählen, ein Wechsel zu "Mountainbike" bleibt nicht bestehen – und dies dürfte einen Einfluss auf die berechneten Routen haben.

Das Mio Cyclo Discover Connect verfügt über ein großes 3,5 Zoll Display. Nur leider wird viel Raum verschenkt. Unterhalb der Karte bzw. den konfigurierbaren Datenseiten ist eine Leiste für die Seitenwechsel bzw. zum Starten/Stoppen der Aufzeichnung angeordnet. Da wäre meines Erachtens ein anderes Konzept angebracht (z.B. weitere Tasten, Seitenwechsel per Wischen etc.) – denn ein großes Display ist bei Tourenradlern*innen schwer angesagt und ein wichtiges Argument gegenüber Smartphones.

Mio Cyclo Discober Connect im Vergleich zu Mitbwerbern
Mio Cyclo Discover Connect im Vergleich zu Mitbewerbern aus den unterschiedlichsten Preiskategorien (v.l.): TwoNav Cross, Mio Cyclo Discover Connect, Garmin Edge Explore, Hammerhead Karoo 2, Garmin Edge 1030 Plus (Fahrrad-Navi Vergleich & Empfehlungen)

Konnektivität – Übertragen von Touren

Um geplante Touren auf das Mio zu bringen stehen diverse Optionen offen:

  • Via USB und manuellen Import.
  • Planen von Touren auf der MioShare Webseite bzw. Importieren von GPX-Dateien in MioShare (*)
  • Planen von Touren z.B. in Komoot oder Strava (*)

(*) Zum Verwenden auf dem Discover Connect ist eine Wi-Fi Synchronisation nötig. Für Strava wird ein kostenpflichtiger Premium Account vorausgesetzt, Komoot Touren lassen sich nur herunterladen (es ist keine Upload von aufgezeichneten Touren zu Komoot möglich).

Eine Sonderrolle nimmt die MioShare App ein. In der App werden mit dem Cyclo Discover Connect aufgezeichnete Strecken angezeigt, es lassen sich Touren aus der Community bzw. Vorschläge anschauen und als "eigene Touren" speichern. Nach dem obligatorischen Wi-Fi Abgleich sind sie dann auf dem Cyclo zum Navigieren einsetzbar.

Den Wi-Fi Sync sollten Sie möglichst noch zu Hause vor einer Tour durchführen (alternativ unterwegs mit dem Smartphone als Hotspot).

Was mir an der Implementierung nicht gefällt: Warum ist keine blitzschneller und eleganter Abgleich via Bluetooth möglich? Die technischen Voraussetzungen sind doch vorhanden?

Übrigens, die App wird zum Anzeigen von Smartphone-Benachrichtigungen auf dem Discover Connect benötigt. Es gibt allerdings quasi nur einen Hinweis, ein vollständiges Lesen von Nachrichten ist nicht möglich.

MioShare App: Verbindunsgeinstellungen für Komoot und Strava
MioShare App: Verbindunsgeinstellungen für Komoot und Strava

Test – Mio Cyclo Discover Connect – Fazit

Mio verlangt für das Cyclo Discover Connect stolze €299.- (UVP). Zu diesem Preis dürfte das Discover Connect nur schwerlich einen Fuß in die Tür bekommen. Seinen Stärken – einfache Bedienung & übersichtliches Menü – stehen zu viele Schwächen gegenüber. Hard- und Software benötigen meines Erachtens eine grundlegende Überarbeitung.

Mitbewerber sind vielfach weiter, selbst das längst in die Jahre gekommene Garmin Edge Explore*  bietet mehr und ist dem Cyclo Discover Connect vorzuziehen – insbesondere unter dem Aspekt "Was kostet es mich?".

Pro

  • Übersichtliches Menü
  • Einfaches Setup
  • OSM Karten von Europa
  • Verbindung zu Drittanbietern wie Komoot & Strava

Contra

  • Preis/Leistung
  • Recht langsam
  • Keine Sensoren verwendbar
  • Kein direkter Import von Touren via Smartphone App
  • Kartendarstellung
  • Angestaubte Hard- & Software
  • Lieferumfang
  • Instabiler Sitz in der Lenkerhalterung

Bewertung

  • GPS: 80%
  • Tempo: 60%
  • Batterie: 60%
  • Display: 60%
  • Navigation: 80%
  • Bedienung: 60%
  • Karten: 40%
  • Ausstattung: 60%
  • Gesamt: 60%

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