Die Garmin fenix 7 (mein ausführlicher Test) und die Garmin epix Gen 2 sind faszinierende Sport- und Outdoor-Gadgets – vollgepackt mit modernster Technik. Dazu gehört auch ein für präzise Luftdruckdaten und Höhenangaben sorgender barometrischer Höhenmesser.
Um seine Aufgabe erfüllen zu können muss der Höhenmesser regelmäßig kalibriert werden. Dazu gibt’s eine Einstellung mit zwei Optionen:
- Auto-Kalibrierung: Ein
- Auto-Kalibrierung: Nächtlich
Was dahinter steckt steht in diesem wichtigen und unbedingt lesenswerten Artikel: Fehlerbehebung zum Höhenmesser und Barometer der fenix 7 Serie (Garmin Support).
Bei mir ist die Auto-Kalibrierung immer eingeschaltet, der Sensormodus steht auf "automatisch".
Manuelles Kalibrieren des fenix 7 & des epix Höhenmessers
Um auf einer Bike- oder Wandertour möglichst genaue Höhenangaben zu bekommen habe ich mir bei allen GPS-Geräten angewöhnt, den Höhenmesser vor der Tour manuell zu kalibrieren. Bei einer Tagestour in der Regel zu Hause an dem "persönlichen" Referenzpunkt (selbst dann wenn noch eine Autofahrt zum Startpunkt ansteht), auf Mehrtagestouren an dem jeweiligen Startpunkt (Hütte, Zeltplatz, …).
Die fenix 7 und die epix Gen 2 (Test) bieten dazu mehrere Methoden (Abbildungen unten):
- Manuell eingeben: Manuelles Kalibrieren durch Eingeben der bekannte Höhe (von einem Referenzpunkt, aus einer Karte abgelesen, Angabe z.B. auf einer AV-Hütte, …).
- DHM verwenden: Verwenden des auf der Uhr installierten digitalen Höhenmodells (DHM).
- GPS verwenden: Mit Hilfe des GPS-Empfängers.
Welche Methode ist am genauesten? Mein Favorit ist die manuelle Eingabe, vorausgesetzt es steht eine Höhenangabe zur Verfügung. Das DHM dürfte je nach Lokalität unterschiedlich präzise Angaben liefern, beim GPS-Empfänger spielen die "üblichen" Rahmenbedingungen bzgl. der GPS-Genauigkeit eine große Rolle .
Um die Methoden zu vergleichen habe ich einen geodätischen Referenzpunkt aufgesucht, dessen Höhe mit 576,3 m angegeben ist.
Was zeigt sich? Beim Verwenden des DHM kommt die fenix 7 auf 573 m, die epix auf 577 m. Bei einem Kalibrieren per GPS misst die fenix 7 575 m, die epix 574 m (*). Die Unterscheide zu der Referenz gehen aus meiner Sicht absolut in Ordnung … aber wie bereits angedeutet, je nach Lokalität können die Ergebnisse durchaus anders ausfallen (Genauigkeit des DHM-Modells bzw. des GPS-Empfängers).
(*) Beim Ablesen gilt es etwas zu warten, die Werte schwanken anfangs (Einstellung: fenix 7: Multi-Band & Multi-GNSS; epix: Multi-GNSS)
Was passiert während einer nächtlichen Kalibrierung?
In dieser Einstellung ist zu beobachten, dass es nachts und immer zur gleichen Uhrzeit zu einer Korrektur kommen kann. Die folgenden Abbildung zeigen zwei Beispiele am gleichen Ort, die epix justiert die Höhe von 664 m auf 665 m bzw. von 671 m auf 665 m (bei beiden Beispielen war das Smartphone verbunden). Dabei wird der bei der letzten manuellen Kalibrierung eingegebene Referenzwert von 665 m herangezogen.
Die nächtliche Kalibrierung erfolgt auch ohne verbundenes Smartphone (siehe auch den angegebenen Support-Artikel von Garmin) sowie in der Einstellung "Auto-Kalibrierung = Ein"!
Interessant wäre jetzt noch zu wissen was z.B. bei einem Wechsel zu einer Lokalität mit einer anderen Höhe passieren würde …!
Wo finden sich Informationen zur Kalibrierung?
Auf der fenix bzw. epix gibt’s in dem Verzeichnis "Garmin\EVNTLOGS" Textdateien mit relevanten Logs.
Die folgende Tabelle enthält ein Beispiel. Beide Uhren (epix = nächtliche Kalibrierung; fenix = aktive Auto-Kalibierung) wurden dazu am
- persönlichen Referenzpunkt (665 m) manuell kalibriert,
- ein paar Tage mit Smartphone-Verbindung liegen gelassen,
- noch einmal manuell kalibriert (665 m, für einen folgenden Vergleich mit dem geodätischen Referenzpunkt),
- anschließend an dem geodätischen Referenzpunkt eingestellt (576 m) und
- nachfolgend wurden Aktivitätsaufzeichnungen gestartet.
Dabei ist zu beachten:
- epix: Obwohl die Aktivitätsaufzeichnung gestartet wurde gibt’s in Zeile 10 keinen Eintrag, da die die Auto-Kalibrierung deaktviert wurde (somit entfällt der Eintrag "Activity Start" der Zeilen 9 bzw. 10 der fenix 7).
- fenix 7: Die anfangs vorgenommene manuelle Kalibrierung ist in dem Log nicht mehr enthalten (= Zeile 1 der epix), da der Log anscheinend auf 10 Einträge begrenzt ist und ältere Einträge überschrieben werden.
Logdatei epix | Anmerkung | Logdatei fenix 7 | Anmerkung | |
Auto-Kalibrierung nächtlich | Auto-Kalibrierung ein | |||
Header | verNum: 8/13/2014 (00) ownerID: 00000014 OwnerName: BARO status: 01 pri_thresh: 2 archived: 00 max_arch: 08 num_recs: 0A rec_size: 20 next_evnt: 08 timeDay: 2022/ 4/27 6:31:05 cycle_cnt: 29 | verNum: 8/13/2014 (00) ownerID: 00000014 OwnerName: BARO status: 01 pri_thresh: 2 archived: 00 max_arch: 08 num_recs: 0A rec_size: 20 next_evnt: 05 timeDay: 2022/ 4/27 6:32:05 cycle_cnt: 32 | ||
Zeile 1 | 09: D2 10 00 00 170:34:36.794 CDP main Baro Manual Cal: 665.000000 | Manuelle Kalibrierung: 665,0 m | 05: D1 10 00 00 91:58:21.609 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 665.063721 | Nächtliche Kalibrierung: 665,1 m |
Zeile 2 | 00: D1 10 00 00 186:39:58.051 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 664.793152 | Nächtliche Kalibrierung: 664,8 m | 06: D1 16 00 00 115:58:20.747 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 665.063721 | wie zuvor |
Zeile 3 | 01: D1 16 00 00 210:39:57.055 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 664.793152 | wie zuvor | 07: D1 16 00 00 139:58:20.862 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 665.063721 | wie zuvor |
Zeile 4 | 02: D1 16 00 00 234:39:57.060 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 664.793152 | wie zuvor | 08: D1 16 00 00 163:58:20.862 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 665.063721 | wie zuvor |
Zeile 5 | 03: D1 16 00 00 258:39:57.061 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 664.793152 | wie zuvor | 09: D1 16 00 00 187:58:20.966 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 665.063721 | wie zuvor |
Zeile 6 | 04: D1 16 00 00 282:39:57.253 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 664.793152 | wie zuvor | 00: D1 16 00 00 211:58:20.991 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 665.063721 | wie zuvor |
Zeile 6 | 05: D1 16 00 00 306:39:57.363 SNS_CAL Baro Nightly Cal: 664.793152 | wie zuvor | 01: D2 10 00 00 216:14:45.001 CDP main Baro Manual Cal: 665.000000 | Manuelle Kalibrierung: 665,0 m |
Zeile 7 | 06: D2 10 00 00 311:26:05.163 CDP main Baro Manual Cal: 665.000000 | Manuelle Kalibrierung: 665,0 m | 02: D2 10 00 00 217:24:58.068 CDP main Baro Manual Cal: 576.000061 | Manuelle Kalibrierung: 576,0 m (direkt danach Starten der Aktivitätsaufzeichnung) |
Zeile 9 | 07: D2 10 00 00 312:36:02.634 CDP main Baro Manual Cal: 576.000061 | Manuelle Kalibrierung: 576,0 m (direkt danach Starten der Aktivitätsaufzeichnung, weiteres siehe unten) | 03: D0 10 00 00 217:25:16.232 CDP main Baro Activity Start Cal: 575.899597 | Starten der Aktivitätsaufzeichnung bei einer Höhe von 575,9 m. Der erste Punkt der Aktivitätsaufzeichnung hat eine Höhe von 576 m, weiteres siehe unten). |
Zeile 10 | 04: D0 10 00 00 217:25:24.416 CDP main Baro Activity Start Cal: 575.899597 | wie zuvor |
Welche Höhenwerte werden beim Starten einer Aktivität verwendet?
epix (nächtliche Kalibrierung)
(fenix 7 verhält sich analog)
In dem Modus "Auto-Kalibrierung = Aus (Nächtlich)" kommt beim Starten einer Aktivität ein Hinweis zur aktuellen Kalibrierung (Abbildung, 576 m). Falls der Wert nicht passen sollte lässt sich der Höhenmesser neu kalibrieren, alternativ wird mit dem grünen Häkchen der angezeigte Wert übernommen.
Beim Bestätigen der angezeigten Höhe wird – so wie es aussieht – nicht erneut kalibriert. In dem oben beschriebenen Log gibt’s keinen Eintrag, der erste Punkt der Aktivitätsaufzeichung bekommt den angezeigten Höhenwert zugewiesen (Abbildung, Daten in BaseCamp).
fenix 7 (automatische Kalibrierung)
(epix verhält sich analog)
In dem Modus "Auto-Kalibrierung = Ein" kommt beim Starten einer Aktivität kein weiterer Hinweis. Der erste Punkt der Aktivitätsaufzeichnung bekommt den Höhenwert der unmittelbar zuvor erfolgten manuellen Kalibrierung zugewiesen (Abbildung). Dies dürfte dem ersten Punkt der auf der Garmin-Supportseite (Link siehe oben) unter "Auto-Kalibrierung Ein" aufgeführten Prioritätenliste entsprechen ("1. Manuelle Kalibrierung unmittelbar vor Beginn der Tätigkeit").
Anders sieht es aus wenn eine manuelle Kalibrierung mit einem deutlichen zeitlichen Abstand vor dem Starten einer Aktivität durchgeführt wurde.
Bei den folgenden Beispielen wurde die fenix manuell auf 665 m kalibriert; nachfolgend wurde jeweils per Auto ca. 1 Stunde zum Startpunkt gefahren.
Beim ersten Beispiel erhalten die ersten Punkte der Aktivitätsaufzeichnung eine Höhe von 686 m. Diese Werte weichen lediglich 1 bis 2 m von der Angabe auf einer topografischen Karte ab. Diese automatische Kalibrierung dürfte Punkt 4 (oder größer) der erwähnten Prioritätenliste entsprechen.
Beim zweiten Beispiel erhalten die ersten Punkte der Aktivitätsaufzeichnung eine Höhe von 1.096 m. Laut topografischer Karte beträgt die Höhe ca. 1.100 m. Diese automatische Kalibrierung dürfte Punkt 4 (oder größer) der erwähnten Prioritätenliste entsprechen.
Garmin fenix 7 & Garmin epix Höhenmesser – Fazit
Eine komplexe Geschichte, bei der noch so einiges ausprobiert werden könnte … aber dazu wäre eine wissenschaftliche Arbeit nötig 🙂
Wie auch immer: Nach zahlreichen Versuchen und der Analyse von vielen Aufzeichnungen bleibe ich bei meiner Methode, die Uhr vor jeder Tour möglichst manuell zu kalibrieren und zusätzlich die Auto-Kalibrierung einzusetzen. Damit sollte sich das Optimum herausholen lassen!
Weitere Infos zur Arbeitsweise des fenix & epix Höhenmessers
In einem Beitrag im Garmin-Forum gibt’s ein paar zusätzliche Infos zur Arbeitsweise des Höhenmessers: Auto calibration of altimeter during activities. Den Forumsbeitrag habe ich im Folgenden übersetzt.
Die erste Antwort von Garmin bezieht sich darauf, dass der Kunde die fenix bewusst manuell falsch kalibriert hat und während der folgenden Aktivität trotz aktivierter Auto-Kalibrierung keine Korrektur erfolgt ist.
Wenn Sie manuell kalibrieren, auch auf eine falsche Höhe, hat dies Vorrang vor anderen Kalibrierungsmethoden. Die DEM-Kalibrierung findet während einer Aktivität statt, wenn die automatische Kalibrierung eingeschaltet ist und ein Schwanken des Luftdrucks oder eine Abweichung des Höhenmessers auftritt.
Das Barometer misst nicht die Höhe. Es misst Druckveränderungen. Bei der Kalibrierung des Höhenmessers wird ein neuer Standard für den Normaldruck des Barometers festgelegt, ein Basisniveau. Von dort aus entsprechen die Druckveränderungen den Erhöhungen oder Verminderungen der Höhe auf der Grundlage der Ausgangshöhe (der kalibrierten Höhe).
Besser noch: Ihr Test zeigt, dass ihr Höhenmesser/Barometer gut funktioniert, weil es nicht genug Drift erfahren hat, um sich auf DEM zu rekalibrieren oder Druckänderungen falsch abzulesen.
Dies kann auch während einer tatsächlichen Wanderung im Freien der Fall sein. Wenn Sie sich zu Beginn auf die falsche Höhe kalibrieren und es keine größeren Druckschwankungen über einen kurzen Zeitraum oder eine Drift des Höhenmessers gibt, würde er sich nicht neu kalibrieren, weil die erwarteten Druckänderungen auftreten würden.
Diese Funktion wurde entwickelt, um mit unerwarteten Druckänderungen umzugehen, die zu falschen Höhen führen könnten, die dem Basisdruck entsprechen.
Daraus folgert der Kunde:
- Die manuelle Kalibrierung des Höhenmessers vor einer Aktivität hat Vorrang vor allen anderen Methoden. Auch wenn Sie einen falschen Wert eingeben.
- Die automatische Kalibrierung ist nicht so aggressiv/intelligent wie bei Suunto/Coros. Sie wird nur ausgelöst, wenn sie eine außergewöhnliche Druckänderung feststellt. Und das, obwohl sie die einzige ist, die auch DEM-Daten verwenden kann.
Die nächste Antwort geht auf eine Frage bzgl. der Druckabweichung ein, die eine autmatische Kalibrierung auslösen würde.
Wir haben gestern miteinander gesprochen, und ich habe Ihnen gesagt, dass ich Ihnen eine Antwort auf Ihre Frage geben werde. Hier ist, was mein Ingenieurteam gesagt hat:
"Die Geschwindigkeit, mit der die Veränderung stattfindet, ist ein wichtiger Faktor. Die Geschwindigkeit über die horizontale Entfernung, im Vergleich zur gewonnenen Höhe, und was realistisch ist und was nicht. Wenn ein Sturm aufzieht, fällt der Druck schnell ab und verursacht einen Höhenunterschied, der etwas anders aussieht als ein gleichmäßiger Anstieg an einem Berghang. Stellen Sie sich vor, dass die Geschwindigkeit des vertikalen Aufstiegs/Abstiegs wichtiger ist als die Geschwindigkeit der horizontalen Bewegung."