Tacx Boost Test! Garmin hat mit dem "Tacx Boost" einen neuen Indoor-Trainer für Einsteiger vorgestellt – noch rechtzeitig zu dem Corona bedingten winterlichen Rollentrainer-Boom. Der Tacx Boost ist ein klassischer Wheel-On Rollentrainer. Wheel-On bedeutet: Das am Fahrrad verbleibende Hinterrad wird in den Trainer eingespannt.
Damit hat Garmin zwei Tacx Wheel-On Trainer im Programm. Neben den Boost gibt’s noch den "Tacx Flow Smart", einen interaktiven Trainer mit integrierter ANT+ und Bluetooth Konnektivität zur Kommunikation mit Apps wie beispielsweise von Tacx, TrainerRoad oder Zwift.
Die beiden Rollentrainer unterscheiden sich aber nicht nur bei der Technik (ein Vergleich), sondern auch beim Preis: der Boost kostet €249,99 (UVP), als Bundle mit einem Geschwindigkeitssensor €279,99 (UVP). Der Flow Smart kommt auf €299.- (UVP). Dies ist im Endeffekt kein großer Unterschied. Welches deshalb der "richtige" Trainer sein könnte – mehr dazu im Fazit!
Von Technik und Preis mal abgesehen, ein Kaufkriterium dürfte auch die Verfügbarkeit am Markt sein – und damit sieht’s im Winter 2020/2021 nicht so gut aus!
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Tacx Boost Test – Lieferumfang & Aufbau
Der Lieferumfang fällt übersichtlich aus.
Neben dem Trainer ist eine Vorderradstütze und ein klassischer 5 mm Schnellspanner für Rennräder und Mountainbikes dabei.
Wenn Sie ein Hinterrad mit Steckachse einsetzen wollen ist eventuell noch einmal ein Griff in die Geldtasche nötig. Entsprechende Steckachsen sind als Zubehör erhältlich: Ab €29,99 und in den unterschiedlichsten Größen … bei der Auswahl gilt es aufzupassen!
Der Aufbau ist fast selbsterklärend. Lediglich beim Einsetzen der Bremseinheit und Ausrichten des Hinterrads gilt es mitzudenken.
Beim Tacx Boost Test hat sich folgendes gezeigt – Tipps aus der Praxis:
- Den Rollentrainer von Anfang an auf einer Matte platzieren (um den Boden vor Schweiß zu schützen bzw. zum Minimieren von Geräuschen und Vibrationen).
- Das Hinterrad auf 8 Bar aufpumpen (von Tacx empfohlen).
- Den Hebel zur Kontrolle des Widerstands auf "2" stellen (falls später mit virtueller Power trainiert werden soll).
- Beim Einsetzen der Bremseinheit auf den Raddurchmesser achten und die entsprechende Aussparung wählen (siehe Anleitung).
- Nach dem Einsetzen des Bikes gilt es beim Einstellen des Abstands Hinterrad / Rolle etwas Feintuning zu betreiben; im ersten Schritt habe ich den Drehknopf soweit gedreht, bis ein Streifen Papier gerade nicht mehr zwischen Reifen / Hinterrad passt; für den zweiten Schritt (den Drehknopf 5x um 360° drehen) habe ich den Knopf entsprechend markiert.
Anschließend kann’s los gehen.
Wie trainiere ich mit dem Boost?
Zunächst stellt sich die Frage: Wie und was trainiere ich mit dem Tacx Boost?
Eine Möglichkeit lautet: Einfach drauf setzen, losstrampeln und dabei motivierende Videos gucken. Dieses Training nach Gefühl mag eine Zeit lang ganz nett sein, ist auf Dauer aber nicht unbedingt befriedigend, zielführend und leistungssteigernd.
Die nächste Option lautet: Sie können – am besten im Zusammenspiel mit einem Garmin Edge – beispielsweise ihre Trittfrequenz optimieren oder einen in Garmin Connect erstellten Trainingsplan abarbeiten (ein komplexes Thema!).
Die Krönung aller Trainings ist aber die virtuelle Welt. Dazu gibt es diverse Apps, mit deren Hilfe Biker*innen trainieren, bekannte Strecken abfahren oder sich mit anderen Sportlern*innen messen können. Bekannte Anbieter sind TrainerRoad oder Zwift, aber auch Tacx selber stellt entsprechende Software bereit.
Auf die Software von Tacx gehe ich nachfolgend näher ein, da sie auf unkomplizierte Weise erlaubt, sich ohne großartige Verpflichtungen das virtuelle Trainieren mit dem Tacx Boost zunächst etwas näher anzuschauen.
Dazu braucht es:
- Einen Tacx bzw. Garmin Account
- Einen Geschwindigkeitssensor, der Teil des Tacx Boost-Bundles ist (idealerweise noch einen Trittfrequenzsensor) (beide Sensoren lassen sich natürlich auch beim "echten" Biken einsetzen)
- Die Tacx Trainings-App für diverse Plattformen (und entsprechende Hardware)
Jetzt kommt die virtuelle Power in’s Spiel!
Da der Tacx Boost kein interaktiver Smart-Trainer mit integrierten Sensoren und der direkten Übertragung von Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Leistung ist, benötigen Sie zum virtuellen Powern den Geschwindigkeitssensor, der zusammen mit der Rolle via Setup in die Trainingssoftware eingebunden wird.
Was ist virtuelle Power? Dazu einen (übersetzten) Auszug aus diesem Artikel von Tacx:
Alle Apps können Ihre Leistung basierend auf Ihrer Geschwindigkeit und der Widerstandsstufe des Trainers schätzen. Jeder Trainer hat seine eigene Leistungskurve, abhängig von der Geschwindigkeit und der Position der Widerstandseinheit. Die verschiedenen Softwarepakete kennen bereits die Leistungskurven aller Tacx-Basistrainer.
Sie müssen lediglich manuell angeben, in welcher Position sich der Basistrainer befindet, und der verknüpfte Sensor überträgt Ihre Geschwindigkeit. Die App errechnet dann Ihre Leistung. Sie ist weniger genau als ein richtiger Leistungsmesser, aber das macht nichts. Das Wichtigste ist, dass es konsistent ist, so dass Sie Ihre Verbesserungen von einer anfänglichen Basislinie aus messen können.
Ein Blick in die beiliegende Anleitung zeigt die erwähnte Leistungskurven. So brauchen Sie beispielsweise in Stufe 2 ca. 100 Watt Leistung um 30 km/h schnell zu sein – zumindest in der Theorie, in der Praxis weichen reale und virtuelle Geschwindigkeit voneinander ab.
Wie richten Sie ihren Tacx Boost als virtuellen Trainer ein?
Die schlechte Nachricht: Es gibt von Tacx keine gute, jeden Punkt erklärende Anleitung (zumindest habe ich keine gefunden).
Mit Hilfe der folgenden Bilderstrecke können Sie ihren Tacx Boost einrichten. Dazu habe ich die Tacx Software auf ein Macbook runtergeladen, mich angemeldet und über das Menü "Geräte" mit dem Setup begonnen. Auf dem Mac ist keine separate Konfiguration nötig, die Sensoren werden automatisch erkannt und per Bluetooth verbunden.
Tacx Boost Einrichten (1): Die App erkennt automatisch die per Bluetooth verbundenen Sensoren (Geschwindigkeits = SPD…; Trittfrequenz = CAD…; Herzfrequenz = Polar OH1).
Tacx Boost Einrichten (2): Nur der Geschwindigkeits- und der Herzfrequenzsensor lassen sich über "Connect" verbinden.
- Blaues Symbol: Geschwindigkeit
- Magenta Symbol: Trittfrequenz
- Rotes Symbol: Herzfrequenz
Tacx Boost Einrichten (3): Über "Use as virtual trainer" den Boost auswählen.
Tacx Boost Einrichten (4): Mit "Confirm" bestätigen (oder die Vorgaben ändern). Die Hinweise wie "Hebel in Position 2" sind ganz wichtig.
Tacx Boost Einrichten (5): Der Boost ist als virtueller Trainer verbunden.
Tacx Boost Einrichten (6): Als nächstes lässt sich der optionale Trittfrequenzsensor einbinden.
Tacx Boost Einrichten (7): Durch ein Anklicken des Geschwindigkeits-Symbols (jetzt blau) wird der Boost erneut als Geschwindigkeitssensor eingerichtet (anstelle des CAD Sensors) – fertig!
Tacx Boost Training (1): Zum Ausprobieren können Sie über das Menü "Filme" eine Demo-Tour starten; zunächst gilt es sich dabei aufzuwärmen (die Dauer stellen sie über "Einstellungen > Training" ein).
Tacx Boost Training (2): Die erste virtuelle Ausfahrt!
Beim Strampeln sollte der Hebel zur Kontrolle des Widerstands immer in Position 2 bleiben, Schalten bzw. kräftiger & schneller Treten sind natürlich erlaubt.
Wenn Sie daran jetzt Spaß gefunden haben und so richtig loslegen wollen sollten Sie Tacx Premium-Kunde werden (ab €9,99/Monat oder €99,99/Jahr) oder sich bei TrainerRoad, Zwift & Co. umschauen!
Was ist mir noch aufgefallen? Der Tacx Boost könnte noch etwas stabiler sein. Bei einem richtig heftigen Treten wirkt er bisweilen etwas wackelig, was bei einem bescheidenen Gesamtgewicht von 8,5 kg aber akzeptabel erscheint – also lieber alles im Sitzen fahren.
Die beiden von mir empfohlenen Garmin Sensoren v2 lassen sich zusätzlich mit einem Edge verbinden; die Koppelung erfolgt per ANT+ und nicht per Bluetooth.
Tacx Boost Test – Fazit
Der Tacx Boost erweist sich als ein unkomplizierter Rollentrainer der macht was er soll! Der Trainer ist schnell aufgebaut und eingerichtet, im Betrieb bei moderaten Wattzahlen recht leise, braucht keinen Strom, lässt sich aufgrund seines geringen Gewichts noch gut verstauen und in Verbindung mit Trainings-Apps einsetzen. Negativ schlägt die eher geringe Kippstabilität zu Buche.
Wenn ihnen das Trainieren mit Software-Unterstützung wichtig ist sollten Sie allerdings vorab die Frage klären, ob nicht gleich ein interaktiver Trainer wie der Tacx Flow Smart sinnvoll ist. Insbesondere unter dem Aspekt, dass der Aufpreis sehr moderat ist – vorausgesetzt Sie finden derzeit einen Händler, der noch einen Trainer auf Lager hat!